Berlins Hinterhöfe – Einzigartig in ihrer Vielfalt
Dieses Buch vermittelt mit hervorragenden Farbabbildungen und durch umfassendes stadt- und kulturgeschichtliches Hintergrundwissen des Autors ein weniger bekanntes, dafür umso mehr Berlin kennzeichnendes Bild der Hauptstadt. Wolfgang Feyerabend, der auch als Stadtführer arbeitet, führt den Leser mit einem Spaziergang durch die neuere Berliner Geschichte. Wie wohnten und arbeiteten die Berliner? Wie haben sich die Stadtviertel entwickelt? Welche bedeutende Persönlichkeiten wohnten wo?
All diese Fragen kann der Autor über die Präsentation der Vielfalt Berliner Hinterhöfe beantworten. Die Palette reicht von Vorstadthöfen des 18. Jahrhunderts mit ehemaligen Remisen, Werkstätten und Stallungen über Hofanlagen aus dem frühen 19. Jahrhundert, derer sich die einsetzende Industrialisierung bemächtigte, bis hin zur schier unüberschaubaren Zahl gründerzeitlicher Mietskasernen mit drei, vier Höfen und ihren seinerzeit zu Recht beklagten Wohnverhältnissen. Auch die Hinterhöfe von Schulen, Kirchen, sogar von Ballhäusern werden vorgestellt. Als Höhepunkt der Bauentwicklung werden Beispiele der grünen Oasen von Gartenstädten und Siedlungen der Moderne vorgestellt.
Trotz des Umfangs des Buches musste eine Auswahl getroffen werden. Der Leser fragt sich: nach welchen Kriterien? Warum fehlt beispielsweise das ehemalige Postfuhramt in der Oranienburger Straße oder der Baukomplex mit Hinterhof der Geyer AG in Neukölln? Auch bleibt die Frage nach der Zugänglichkeit der Höfe für den Besucher offen. Schließlich wäre ein Kartenüberblick zu den beschriebenen Höfen hilfreich zur Orientierung gewesen.
Dennoch: dieses sehr empfehlenswerte Buch füllt eine Lücke in der Berlin-Literatur, es regt durch seine großartigen Fotos und fundierten Texte zu individuellen Stadtrundgängen an.
Rezensent: Jörg Raach
Berliner HinterHöfe
Autor: Wolfgang Feyerabend
L & H Verlag
Preis: 19,80 Euro
ISBN 978-3-939629-27-6
Bewertung: 4 von 5 Sternen