Verlassene Orte in Berlin
Bestens fotografiert von Ciarán Fahey
Der seit 2008 in Berlin lebende Ire Ciarn Fahey ist fasziniert von verlassenen Gebäuden in Berlin und der unmittelbaren Umgebung, veröffentlicht im city-blog www.abondonedberlin.com Fotos und Berichte seiner Erkundungen. Jetzt liegt ein Buch vor, das sich vor allem durch seine eindrucksvollen Farbaufnahmen auszeichnet. Fahey hat seine Motive sehr gut ausgewählt, sie in aussagekräftiger Perspektive aufgenommen, das geeignete Licht abgewartet – und so die unerwartete Ästhetik des Verfalls in beeindruckenden Farben sichtbar gemacht.
Allerdings fehlen Bildunterschriften, auch die Texte sind von ihrem Informationsgehalt sehr unterschiedlich, gar polemisch an der Realität vorbei gehend. So z.B. wenn es um die still liegende Siemensbahn geht: „Wie zum Hohn wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und kann daher weder abgerissen noch zerstört oder in Wohnungen umgewandelt werden. Aber wir sind in Berlin, wo nahezu alles, was unter Denkmalschutz steht, abgerissen, zerstört oder in Wohnungen umgewandelt wird.“ (S. 132) Oder wenn die endlich erfolgte Sanierung des Garbaty-Areals als „letzte Beleidigung“ verhöhnt wird.
Obwohl Fahey in seinem Vorwort schreibt, „dass es für ein Gebäude ein großes Unglück (ist), verlassen zu werden, eine Verhöhnung“, will er wohl dem exklusiven Kreis der „Ruinen-Erkunder“ die verfallenen Areale bewahren. Es werden deshalb wohl auch keine Adressen genannt, lediglich nichtssagende Angaben wie „Villa, Berlin“.
Diese verfallene Gebäude und Areale sind Zeugnisse der Geschichte. Um sie vor dem weiteren Verfall und der Zerstörung durch Vandalismus zu schützen, ist eine (Um-)Nutzung unter Wahrung ihrer geschichtlichen Zeugenschaft erforderlich. Zahlreiche Gebäude der Industriekultur wie beispielsweise die Kulturbrauerei oder das Druckhaus Tempelhof mit Hafen und Lagerhaus sind positive Beispiele.
Rezensent: Jörg Raach
Verlassene Orte
Autor/Fotograf: Ciarán Fahey
berlin edition im be.bra verlag#
Preis: 22 Euro
ISBN 978-3-8148-0208-4

Bewertung: 4 von 5 Sternen